Kija = Satamun = Nofretete. Eine Bereinigung
von Heribert Illig
(Vorab-Version des Zeitensprünge-Artikels aus Nr. 3/2014 (Dezember), eingestellt am 29.08.2014)
Ein „Spiel mit wechselnden Identitäten“ [Dietrich Wildung lt. M.1: 68].
Das Personal von Amarna hat sich immer wieder erweitert, ohne deshalb klarere Konturen zu zeigen. Noch immer ist ein Pharao Semenchkare rätselhaft und kann ein Mann oder eine Frau, vielleicht auch beide nacheinander gewesen sein. Die Pharaonenwitwe, die von den Hethitern einen Gemahl verlangte (Dahamunzu-Affäre), ist immer noch nicht zweifelsfrei ermittelt, wie das von den Abstammungslinien im Königshaus ohnehin gilt.
Kija ist überhaupt erst seit 1959 als einstige Protagonistin von den Ägyptologen bemerkt und erkannt worden. Ein Kosmetikgefäß trug ihren Namen [Reeves, 182 f.]. Seitdem gibt es etliche persönliche, aus Amarna stammende Gegenstände, die ihr zugeordnet werden können. Bald begann man damit, ihr auch Abbildungen zuzuschreiben, wobei man sich an der sog. nubischen Perücke orientierte, die freilich auch andere Personen am Hof getragen haben, aber nur sie fünfstufig abgetreppt [Grimm, 118].
Nun wissen wir von Kija kaum etwas, auch wenn Dorothea Arnold betont: „Wir wissen von Kija eine ganze Menge“ [ZDF]. Ihre Herkunft ist rätselhaft [Schlögl 2008, 87]; sie scheint Gemahlin gewesen, aber nach Echnatons 12. Reg.jahr in Ungnade gefallen zu sein. Dasselbe hat man lange von Nofretete geglaubt: verschwunden nach dem 12. Reg.jahr. Später verfielen beide Frauen der damnatio memoriae, alle Bilder und Inschriften wurden ausgemeißelt [Reeves, 183, 197]. Mittlerweile gilt Nofretetes Leben bis zum 16. Reg.jahr als gesichert und dürfte über den Tod Echnatons hinausgereicht haben, ebenso das der Kija. Vor allem gilt: „Genau so kam sie auch im Tempel vor, als opfernde Königin – allerdings nie zusammen mit Nofretete“ [Arnold lt. ZDF]. Wenn Maciejewski [2, 101] die Kija bei der Geburt Tutanchatons im Kindbett sterben lässt, so scheitert diese Interpretation an dem Umstand, dass die Gestorbene keineswegs erwachsen, sondern wie ein kleines Mädchen dargestellt wird [Abb. s. Ernst 2013, 292 f.]. Hier wird der Tod eines der Königskinder beklagt [Schlögl 2008, 84 f.], während Kija weiterleben kann. Ihr Titel:
„Kija, die geliebte große Ehefrau des Königs von Ober- und Unterägypten, der von der Wahrheit lebt (Einziger des Re, vollkommen an Erscheinungen, ein Re), das geliebte Kind“ [Habicht 2011, 163].
Aus einer einzigen Darstellung wird ihre familiär-staatspolitische Position abgeleitet: Auf einem Relief stehe sie hinter Echnaton unter den Strahlenhänden Atons, während Nofretete mit zwei ihrer Töchter in Verehrung auf dem Boden liegen [Hornung, 118].
„Dennoch sind beide Damen in ihrem Rang und ihrer Bedeutung am Hof Echnatons eindeutig zu unterscheiden. Dies nicht nur durch ihre Titel, sondern auch durch Position und Rolle. Nofretete war die „Große königliche Gemahlin“ Echnatons, wohingegen Kija den ungewöhnlichen Titel „Große geliebte Frau des Königs“ trug, aber auch als „die Dame“ oder „hohe Dame“ bezeichnet wird. Echnaton erhob sie dadurch zwar über alle anderen Haremsdamen, jedoch erhielt sie, im Gegensatz zu Nofretete, keine religiösen Aufgaben. Ein weiterer Unterschied findet sich in den Darstellungen der beiden: Während Nofretetes Name in einer Kartusche geschrieben und sie mit Krone und königlicher Uräusschlange dargestellt wird, gibt es keine Abbildungen, die Kija mit diesen königlichen Attributen zeigen. Ferner zeigen alle Abbildungen Kija stets mit nur einer Tochter, und nicht wie bei Nofretete mit allen Töchtern“ [wiki / Kija gemäß Hornung, 117].
Trotzdem verwechseln die Ägyptologen die beiden Frauen laufend.
„Besondere Bedeutung hatte die Entdeckung, daß viele Belege, die früher als Anzeichen einer ungünstigen Wende in Nofretetes Schicksal gegolten hatten – die Tilgungen und Palimpseste auf Blöcken des Nordpalastes, in Maru-Aton und in Hermopolis –, sich in Wirklichkeit nicht auf Aufstieg und Fall der großen königlichen Gemahlin Echnatons, sondern auf dessen »andere Frau« beziehen“ [Reeves, 182].
Ab da entstanden Kontrastbilder. Während Nofretete von ihrer idealisierten Büste her zur kühlen, hochmütigen Schönheit stilisiert wurde, wurde Kija als hübsch und von „offener, einnehmender Art“ gesehen, die aber hinter dieser Fassade „einen grausamen und egoistischen Charakter“ besaß. Das geht soweit, dass sie als der „böse Geist“ von Amarna gesehen wird [Reeves, 183]. Dieser Autor sieht ohnehin in Amarna ein reines Terrorregime [ebd. 176 f., 183], das gleich mit dem Umzug nach Amarna im 8. Reg.jahr begann [ebd. 134] und mit Kija seine geistige Mutter erhält. Sie habe schon vor dem 8. Reg.jahr dort ein Gut besessen und ist bis zum 12. Reg.jahr belegt. Ihren Sarg habe man im rätselhaften Grab KV 55 gefunden [ebd. 183]. Doch dem ist bereits Alfred Grimm [117 f.; Grimms Kursivierung] entgegengetreten, der zunächst die offizielle Titulatur bringt:
„Gemahlin (und) Große Geliebte des Königs von Ober- und Unterägypten, der von der Wahrheit lebt, Echnaton, das vollendete Kind des lebenden Aton, von dem gilt: Er wird leben jetzt und immerdar bis in alle Ewigkeit, Kija.
Diese lange Titulatur der Kija enthält Echnatons »Sargformel« Das vollendete Kind des lebenden Aton, von dem gilt: Er wird leben jetzt und immerdar bis in alle Ewigkeit, was dann fälschlicherweise als Hinweis auf Kija als Erstbesitzerin des Sarges aus »KV 55« interpretiert worden ist.“
Ebenso hat man die Mumie Younger Lady aus KV 35 als Kija sehen wollen, doch sieht man mittlerweile die von Nofretete [vgl. Ernst 2013, 294]. Nichts könnte besser verdeutlichen, wie die beiden Damen ineinander überzugehen scheinen.
Kija rückte an so manche Stelle, die ursprünglich für Nofretete reserviert war. So gibt es ein bewegendes Liebesgedicht. Es war an Echnaton gerichtet und deshalb auf dem Fußteil seines Goldsarges eingelassen. Nur weil der Sarg dann wohl für das Begräbnis von Semenchkare umgearbeitet worden ist, blieb er erhalten. Dieses Gedicht wurde von Alan Gardiner der Nofretete zugeschrieben [vgl. Grimm, 113 f.], doch von Schlögl [2008, 89] der Kija. Wenn dieser Autor an gleicher Stelle davon schreibt, Kija habe „eine immer wichtigere Rolle in Amarna gespielt“, so ist diese gleichwohl nicht fassbar.
Reeves [180 f.] wie Habicht [26] stellen einen Nofretete-Kopf in Kontrast zu einem Quarzitköpfchen der Kija, eine ihrer wenigen plastischen Darstellungen. Für Habicht ist Kija anders als Nofretete „eine Frau mit weichen, sinnlichen Zügen“ [ebd.]. Gleichwohl ist zu betonen: Augenbrauenbögen, Augenform und Nase entsprechen den Zügen Nofretetes. Nachdem mittlerweile nachgewiesen ist, dass die berühmte Büste eine spezielle Idealisierung darstellt (schon der Kalkstein unter dem Gipsüberzug zeigt ältere Züge), ließe sich aus einer Kija ohne Babyspeck und übervolleen Lippen leicht eine ‘ideale’ Nofretete formen. Ähnliche Effekte hat bereits der Museumsfotograf Jürgen Liepe bei Bildnissen der Nofretete allein durch unterschiedliche Beleuchtung und Perspektive zeigen können [ZDF].
Es ist in Amarna offensichtlich so gewesen, dass Namen und Titulaturen ein ganz besonderes Gewicht zugemessen worden ist, hat doch Echnaton immer wieder an seinen eigenen Titeln wie an dem von Aton geschliffen. Dementsprechend ist gut vorstellbar, dass z.B. im Privatbereich Nofretete andere Bezeichnungen trug als im offiziellen Leben. Deshalb wird nach Sichtung der Umstände hier zunächst diese These vertreten: Nofretete = Kija.
Franz Maciejewskis Gleichsetzung
Nun gibt es bereits zwei andere Gleichsetzungen, die eigentlich nur zusammengeführt werden müssen. Maciejewski kann sich die Gleichsetzung von Kija und Satamun vorstellen, wobei er darauf anspielt, dass der Name Kija damals wie Kije ausgesprochen worden sei: Es
„wäre sofort an Satamun zu denken. Wie wir hörten, hat sie als Grabbeigabe für ihre verstorbenen Großeltern zwei wertvolle Sessel gestiftet, ein deutliches Zeichen einer besonderen Verbundenheit. Bei Satamun könnte es sich also um jene Lieblingsenkelin gehandelt haben, die den Kosenamen Kije erhielt. Dass sie ihren alten Eigennamen »Tochter des Amun« in Amarna nicht behalten konnte, versteht sich von selbst. Ähnlich könnte es sich mit dem Titel einer Großen Königlichen Gemahlin verhalten. Wird er Kija vorenthalten, weil Satamun ihn bereits trug, freilich als Gemahlin ihres Vaters, so dass es in Amarna nicht länger opportun erschien, ihn zu tragen? Dann wäre mit »Große Geliebte des Königs« die Ersatzformel gefunden worden, unter der Satamun alias Kije ihre zweite Karriere beginnen konnte“ [M.1: 115].
Das ließe sich auch dahingehend interpretieren, dass es nun sowohl eine Kija wie eine Kije gegeben habe. Da aber Maciejewski damit fortfährt, von den vielen Darstellungen der Kija und ihrer zarten, sanften Schönheit zu berichten [ebd. 115 f.], ist, geht es tatsächlich um die Gleichsetzung von Satamun und Kija. Konsequent sieht er die Mumie KV 35 YL als die von Satamun = Kija [ebd. 115 f.]. Da diese Mumie bereits von Marianne Luban und vor allem von Joann Fletcher der Nofretete zugeschrieben wird [vgl. Ernst 2014, 456], hätte sich der Kreis geschlossen.
Allerdings hat Habicht [2012, 25] eingewendet, dass die Gleichsetzung Satamun = Kija eine „unvorstellbare Statusverschlechterung“ für Satamun bedeutet hätte, wäre sie doch von einer Großen Königlichen Gemahlin zur Großen Geliebten abgesunken.
Diese Gleichsetzung wollte Ernst [2013, 288] so nicht stehen lassen, weil Kija, „wenn sie ebenfalls dem Königshaus entstammt, eher eine bedeutend jüngere Schwester Echnatons und Nofretetes gewesen sein“ müsste. Er hat sich dadurch den Weg zur großen Identitätsgleichung verbaut.
Otto Ernsts Gleichsetzung
Im letzten Jahr hat Ernst die Gleichsetzung Satamun = Nofretete vorbereitet und mittlerweile verankert [Ernst 2013, 287 f.; 2014]. Satamun als eine der Töchter Amenophis’ III., von ihm auch geheiratet, verschwindet wohl mit dem Tod ihres Vaters/Gatten irgendwann bei Hofe, während Nofretete ab dem 4. Reg.jahr Amenophis IV. auftritt.
Habicht [2012, 25] spricht davon, dass die Younger Lady die Mumie Nofretetes darstelle und Amenophis IV. eine seiner Schwestern geheiratet habe, die dann den Namen Nofretete angenommen hat [vgl. Ernst 2014, 456, 458]. Diese Schwester, die nun Nofretete hieß, kann aber, so Otto Ernst [2014, 458], „nur Satamun gewesen sein, weil diese auch die Erbprinzessin war.“ In der Folge erläutert er, wie die Erhebung zum Pharao davon abhing, die älteste Tochter des bis dahin amtierenden Pharaos und seiner Großen Königlichen Gemahlin geheiratet zu haben. So bestand das Pharaonen-Paar üblicherweise aus Geschwistern oder Halbgeschwistern [ebd.].
Ernst [2013, 286] vertritt aus diesem Grund: Satamun = Nofretete. Er tut dies im Bewusstsein, dass Nofretete somit eine Tochter Amenophis’ III. ist und damit aus dem Königshaus stammt, nicht aus dem von Maciejewski kreierten „Haus Juja“ stammt.
Die Zusammenführung
Diese drei so unterschiedlich gewonnenen Gleichsetzungen lassen sich problemlos zu der ‘Trinität’ Nofretete = Satamun = Kija ergänzen. Das „problemlos“ bezieht sich darauf, dass ja Habicht für Satamun dadurch eine „unvorstellbare Statusverschlechterung“ eintreten sieht. Doch der scheinbare Widerspruch entfällt, weil die Tochter Satamun nicht zur Geliebten absinkt, sondern zur amtierenden Pharaonin aufsteigt. Die „große Geliebte“ scheint in Amarna, das sehr weitschweifige Titulaturen liebte und immer wieder veränderte, eine eher private Benennung gewesen zu sein.
Mit diesem Entfernen fiktiver Personen klärt sich einiges. Nach Ausscheiden von Satamun und Kija bleibt für Amarna das Aton-bezogene Dreigestirn Echnaton – Nofretete – Teje, also Ehemann mit seinen beiden Frauen (wenn die Gleichsetzung Amenophis III. = Echnaton [Illig 2014] Bestand hat, dann gibt es hier keinen Mutter/Sohn-Inzest, sondern ‘nur’ einen Vater/Tochter-Inzest).
Hier lässt sich etwas ergänzen. Ernst betont die Federhaube der Teje als Machtzugewinn gegenüber Nofretete, die sie nicht mehr trägt oder tragen darf. Aber das berühmte, keine 11 cm messende Holzköpfchen der Teje belegt etwas anderes. Es war ursprünglich mit einer Silberhaube bedeckt, die aber nicht einfach abgenommen, sondern mit einer glasperlenverzierten, dunklen Perücke verdeckt worden ist, zu der die aufgestellten Federn gehörten. Nun war die ursprüngliche Haube mit zwei silbernen Uräusschlangen bestückt, die die Trägerin als Pharaonin auswiesen; Ernst [2014, 465] hebt gerade diesen Umstand hervor. Aus hier vorgetragener Sicht stünde die Federhaube nicht für Machtgewinn, sondern für den Machtverlust Tejes gegenüber der jüngeren Frau: Nofretete.
Ist Tutanchamun ein Kind von Nofretete?
Nach den vorliegenden aDNA-Ergebnissen, die keine Identitäten erbringen, sondern verwandtschaftliche Bezüge, ist Tutanchamun der Sohn eines Geschwisterpaares. Das lässt sich bislang nicht unterbringen. Nun aber können die Geschwister Nofretete und Echnaton tatsächlich seine Eltern sein. Wie steht es um diesen Sohn?
Man muss davon ausgehen, dass der Junge früh körperlich, viel leicht auch geistig zerrüttet war. Am Knochengerüst eine leichte Skoliose, weitere Knochenkrankheiten, nämlich Knochennekrose am linken Fuß (Morbus Köhler-Albau Typ II) und miteinander verschmolzene Halswirbel (Klippel-Feil-Syndrom). Hinzu traten als weitere Missbildungen eine Gaumenspalte und links ein Klumpfuß, der das Abrollen des Fußes schwer behindert und zu Schonhinken führt. Der Pharao konnte offenbar nur mit Hilfsmitteln laufen, fanden sich doch in seinem Grab 130 Gehstöcke. Die Mumie weist außerdem vier Brüche auf: am linken Bein – ein Oberschenkelbruch und ein Bruch des linken unteren Oberschenkels (gemeint ist vielleicht der linke Unterschenkel), am rechten Unterschenkel und einer der rechten Kniescheibe [wiki / Tutanchamun]. Es braucht bei ihm keinen Unfall mit rasendem Streitwagen, denn dieses marode Knochengerüst kann schon bei einem Treppensturz dermaßen zugerichtet worden sein.
Weiter gibt es Hinweise auf Malaria tropica, die schwerste Form der Malaria, und auf eine Sichelzellanämie, ein Gendefekt, der zu irregulärem Hämoglobin und im Weiteren zu Organinfarkten führen kann. „Er war ein wirklich armer Kerl“, sagte der an der Autopsie beteiligte Mumienforscher Carsten Pusch [nano].
Nicht untersucht werden kann sein beim Mumifizieren entferntes Gehirn. Nachdem bei Inzucht geistiges Zurückbleiben auftreten kann, wäre es denkbar, dass ein körperlich wie geistig behinderter Tutanchamun von seinen Eltern nie als Thronfolger gesehen worden ist. Insofern könnte er trotz anders lautender Nachrichten ein Sohn von Nofretete gewesen sein, den selbst sie aber nicht als potentiellen Thronfolger sah. Damit könnte Nofretete trotz allem als handelnde Pharaonin in der sog. Dahamunzu-Affäre gesehen werden. Sie hätte dann tatsächlich keinen amtsfähigen Sohn gehabt. Auch nach Echnatons Tod ist nicht Tutanchaton auf den Thron gehoben worden, sondern Semenchkare, wobei offen bleiben kann, ob erst Nofretete und dann Semenchkare, der denselben Thronnamen trug, zum Pharao aufgestiegen ist. Erst nach Semenchkare musste auf den 8 bis 9 Jahre alten Tutanchamun als Thronanwärter zurückgegriffen werden. Ihm dürfte während seiner neun Regierungsjahre immer Aja als Regent zur Seite gestanden sein.
Als die Briefe zu den Hethitern entdeckt wurde, wurde der Prinz ermordet und Nofretete jene schweren Verletzungen zugefügt, die das Gesicht der Younger Lady verunstalten. Die Gattin Tutanachamuns scheidet aus, weil ihn Eje nach 70 Tagen bestattet hat, die beiden Briefe und die Reises von Prinz Dahamunzu aber viel länger gedauert hätten [M.1, 61].
Ein Identitätsbeweis über Baketaton
Bereinigungen: Wir nehmen eine Passage aus Wikipedia [/ Beketaton; die dortigen Fußnoten sind in die Zitationen der Zeitensprünge transformiert]:
„Die naheliegendste Schlussfolgerung dieser Darstellungen ist deshalb, Baketaton als eine Tochter von Amenophis III. und Teje zu sehen [Dodson/Hilton, 154]. Diese These wird unter anderem von den Ägyptologen Cyril Aldred [109] und Christiane Desroches Noblecourt [154 f.] vertreten.
Marc Gabolde [1992] hingegen sieht Baketaton als eine Tochter Echnatons und dessen großer Geliebten Kija. Die Beziehung von Teje zu Baketaton sei deswegen eher das von einer Königin zu ihrer Enkelin gewesen [Grimm/Schoske, 21].
Nicholas Reeves schließlich führt zwei weitere Varianten zur Elternschaft an: Diese geheimnisvolle Prinzessin könnte einerseits die Königstochter Sitamun gewesen sein, die in der Amarna-Zeit einen für diese Zeit angepassten Namen angenommen hatte. Andererseits könnte Baketaton aber auch eine Tochter Amenophis III. und Sitamuns gewesen sein [Reeves, 70].“
Alle derartige Überlegungen erledigen sich mit der Gleichsetzung vollständig und restlos.
Habicht [25 f.] verweist darauf, dass laut einer von Gabolde rekonstruierten Inschrift Echnaton und Nofretete die Eltern Tutanchamuns seien. Das wäre damit erfüllt, steht allerdings in Widerspruch zu anderen Inschriften, wonach Nofretete ‘nur’ sechs Töchter, aber keinen Sohn geboren habe. Diesen Widerspruch konnte bislang niemand auflösen.
Stehen andere Mumienbefunde dazu quer? Ihnen zufolge wären die Eltern von Tutanchamun die als Echnaton und Nofretete gesehenen Mumien, die aber von denselben Eltern stammen müssten [Habicht, 24]. Das wäre erfüllt, wenn Satamun als Tochter von Amenophis III. in Wahrheit Nofretete wäre. Und wenn Maciejewski die Younger Lady als Kija identifizieren möchte [Habicht, 25], dann wäre das nur konsequent und ebenfalls richtig. So wird Nofretete zur Hauptkandidatin für die sog. Dahamunzu-Affäre, wie sie oben kurz umrissen worden ist.
Literatur
Dodson, Aidan / Hilton, Dyan (2004): The Complete Royal Families of Ancient Egypt; Thames & Hudson, London
Desroches-Noblecourt, Christiane (1963): Leben und Tod eines Pharao. Tut-ench-Amun; Ullstein, Berlin u. a.
Ernst, Otto (2014): Von Satamun zu Nofretete. Aufstieg und Ende einer Pharaonentochter; Zeitensprünge 26 (2) 201-215
– (2013): Echnaton und Nofretete. Tutanchamuns mögliche Eltern; Zeitensprünge 25 (2) 285-296
Gabolde, Marc (1992): Baketaton fille de Kiya? Bulletin de la Société d’Égyptologie de Genève. Bd. 16, 27–40
Grimm, Alfred / Schoske, Sylvia (2001): Das Geheimnis des Goldenen Sarges. Echnaton und das Ende der Amarnazeit; München
Habicht, Michael E. (2012): Das Geheimnis der Amarna-Mumien · DNA-Untersuchungen klären Verwandtschaftsverhältnisse auf; Antike Welt 6/2012, 23-28
– (2011): Nofretete und Echnaton. Das Geheimnis der Amarna-Mumien; Koehler & Amelang, Leipzig
Hornung, Erik (2003): Echnaton. Die Religion des Lichts; Patmos, Düsseldorf
Illig, Heribert (2014): Amenophis III. = IV. Echnaton. Neues Licht auf Amarna und den Aton-Kult; Zeitensprünge 26 (3) i.V., bislang Internet
nano (2010): „Ein armer Kerl“. Forscher ergründen Herkunft Tutanchamuns. 3300 Jahre nach dem Tod von Tutanchamun haben Forscher entdeckt, dass sein Vater der Pharao Echnaton war; TV-Sendung 3sat/nano, 17. 02. http://www.3sat.de/page/?source=/nano/gesellschaft/142016/index.html
Schlögl, Hermann (2012): Nofretete· Die Wahrheit über die schöne Königin; Beck, München
– (2008): Echnaton; Beck, München
wiki = http://de.wikipedia.org/wiki/ => Artikelüberschrift
Dr. Heribert Illig (mantisillig@gmx.de)